Unsere Bienen

Wir betreiben seit 2018 mitten in Frankfurt eine kleine eigene Imkerei. Wir wohnen im Stadtteil Bockenheim und haben das große Glück, dass unsere Dachterrasse genug Platz für uns und unsere Bienen bietet. Wir kommen uns dort nicht in die Quere – meistens zumindest 😉


So paradox es klingen mag; die Stadt liefert für die Honigbiene oftmals bessere Lebensbedingungen als viele ländliche Gebiete. Auch wenn die Luft auf dem Lande wohl besser ist, so bietet die Stadt den Bienen eine enorme Vielfalt an blühenden Bäumen und Sträuchern. Mehr zu diesem Thema findest Du hier.

Wenn man mit dem Imkern beginnt, muss man eine Vielzahl von Entscheidungen treffen, angefangen mit dem Aufstellungsort. Wir hatten anfangs natürlich schon Respekt davor, Bienen so nah bei uns zu halten. Doch es war genau die richtige Entscheidung und erweist sich am Ende als Glücksgriff. Wir sehen unsere Bienen praktisch jeden Tag und bemerken auch kleine Änderungen sofort. Wenn man aufmerksam ist, erfährt man viel über die Gesundheit und Stimmung im Bienenvolk. Beispielsweise, wenn man das Verhalten der Bienen am Flugloch studiert. Ich liebe es, mich morgens mit einem Kaffee neben die Bienen auf den Boden zu setzen und ihr geschäftiges Treiben zu beobachten. Viele andere Imker haben ihre Bienen an entfernten Ständen und fahren diese während der Saison im Schnitt nur einmal die Woche an. So hat man nicht nur viel weniger Informationen über seine Bienen, sondern sicherlich auch eine ganz andere Bindung zu ihnen.
Doch auch der ganz normale Alltag mit Bienen ist faszinierend: im Sommer fliegen sich mittags für ca. 30 Minuten Jungbienen direkt vor der Beute ein, indem sie immer größere Achten fliegen und dabei ihren inneren Kompass so einstellen, dass sie später immer wieder nach Hause finden. Es ist immer wieder ein großes Schauspiel, wenn sich alle Jungbienen aus mehreren Völkern gleichzeitig einfliegen. Die Luft brummt dann. Für Außenstehende mag dies bedrohlich wirken, doch wenn man weiß, dass dies junge interessierte Bienen sind, die erstmals ihre Umgebung erkunden, ändert sich die Wahrnehmung.

Jungbienen beim ersten Einfliegen

Zu Beginn der Imkerei entscheidet man sich übrigens auch für eine bestimmte Rasse. Hier stehen mehrere zur Auswahl. Wir haben uns für die Buckfast Biene entschieden; eine Zuchtkreuzung aus verschiedenen Rassen der Westlichen Honigbiene (Apis mellifera). Die Buckfast wurde ab 1916 im englischen Kloster Buckfast gezüchtet und wird als friedliche und schwarmträge Biene beschrieben. Sie baut bereits früh im Jahr vergleichsweise große Völker auf und erzielt überdurchschnittliche Erträge (Honig). Viele Erwerbsimker arbeiten mit ihr.
Es existieren mehrere Beutensysteme -und auch hier muss man sich entscheiden. Zu den größeren Bienenwohnungen gehört die modifizierte Dadantbeute. Für die in Deutschland häufiger anzutreffende Carnica-Biene ist diese Beute in aller Regel zu groß. Selbst die meisten Buckfastvölker finden hierin spielend Platz. Doch mit der richtigen Betriebsweise und einem beweglichen Holzbrett, das die Beute in einen genutzten und ungenutzten Raum einteilt, lässt sich ein angepasster Brutraum bilden, in welchem sich die Völker optimal entwickeln können.
Wir imkern übrigens mit Schaubeuten: Jede unserer Beuten hat auf der Rückseite eine Holzklappe und dahinter eine Glasscheibe. Auch dies war eine wirklich gute Entscheidung. Denn wir können so jederzeit in unsere Völker sehen, ohne sie zu öffnen. Mit diesem Blick ins Innere lernt und versteht man nochmals deutlich besser und schneller. Und unsere Bienen schont diese Art der Beobachtung sehr. Beim herkömmlichen Öffnen des Bienenstocks über den Deckel verändert sich das gesamte Mikroklima im Inneren. Die Bienen brauchen gut einen Tag, um dieses wieder herzustellen und um wieder „gut zu funktionieren“.

Blick im Zeitraffer durch die Scheibe
Manchmal -aber wirklich selten- sieht man sogar die Königin durch die Scheibe

Insgesamt sind wir mit der Wahl der Rasse und der Beute sehr zufrieden. Natürlich gibt es auch Rückschläge und viele unvorhergesehene Ereignisse, doch die Lernkurve in den ersten Jahren ist steil. Wir haben eine vergleichsweise hohe Honigausbeute und wenig Winterverluste (bisher nur ein Volk). Für beides braucht man gesunde Bienenvölker die gut im Saft stehen. Daher lesen wir viel über Bienengesundheit und wesensgerechte Bienenhaltung. Doch die Zahl der Meinungen und Ansätze ist schier endlos.

»Zwei Imker, drei Meinungen«

Am Ende gibt es kein Patentrezept. Denn jedes Volk und jeder Standort sind individuell. Es ist reizvoll, auf der einen Seite systematisch und fundiert vorzugehen (eine eigene Betriebsweise zu entwickeln) und auf der anderen Seite der Natur ihren Lauf zu lassen und flexibel darauf zu reagieren.

Dies gelingt uns zunehmend immer besser und wir sind überzeigt davon, wir haben …

Honig von glücklichen Bienen.